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Wieso mein neuer Traumjob „Mama“ heißt

  • Isabel
  • 2. Jan. 2021
  • 14 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Aug. 2024

Überschattet von einer gesundheitlichen Krise, die uns gleich während der vielerorts debattierten Klimakrise ereilt hat, könnte man meinen, dass die Zukunft wenig Rosiges verspricht.


Wie wertvoll ist es da, dass doch eine zunehmende Masse an Menschen Lösungsansätze für ein besseres Dasein bieten. Hört man sich in diesen Kreisen um, so wird klar, dass ein durchgängiger Ansatz "die Verbesserung des persönlichen Daseins" ist. Frei nach dem Motto: viele glückliche, gesunde Menschen zusammen ergeben eine glücklichere, gesündere und wenn man so will "krisensichere" Menschheit. Diese "neue Menschheit“, so heißt es, bildet die Basis zur Eindämmung der planetaren Missstände und erschafft eine bessere stabilere Zukunft.


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Die Ansätze sind vielseitig, sei es bessere Ernährung, mehr Bewegung, oder das oft erwähnte Leben im Einklang mit der Natur. Kurz gesagt, ein bewussteres Dasein auf körperlicher und mentaler Ebene soll uns dabei helfen, unseren eigenen Zustand zu verbessern.

Vielleicht liegt es uns nicht einmal fern, diese Argumente einzusehen oder zu verstehen. Gesundes Essen und ein bewegter Organismus bringen selbstverständlich höhere Vitalität mit sich. Jene, die es erlebt haben, wissen womöglich sogar, dass ein Spaziergang im Wald ungeahnt befreiende Wirkung auf Geist und Körper hat. Mehr Zeit für uns, unsere Familie und zum Seele baumeln lassen würden auch viele dankend annehmen.

Aber wenn wir die Realität betrachten – unseren dicht verplanten Alltag vor Augen haben – entsteht die Frage: Wie ist das alles umsetzbar?


Nun, seit gut 10 Jahren habe ich dem hin und her hasten zwischen Büro, Supermarkt und Kinderbetreuungsstätten ein Ende bereitet und eine andere, sehr ursprüngliche Form des Alltags für mich wiederentdeckt. Siehe da, ein mittlerweile unpopulärer und fälschlicherweise als intellektuell anspruchslos, degradierter Beruf, brachte und bringt mir bis heute ungeahntes Wohlbefinden, Vitalität, Expertise und mich meiner eigenen Mitte ein gutes Stück näher.

Gerade als mich der Spagat zwischen klassischer Karriere-Leiter und der Fürsorge für mein Kind damals an die Grenzen des mir Möglichen gebracht hatte. Als mir klar wurde: solange ich ein junges Kind habe, werde ich nie mit vollem Einsatz im Job sein und solange ich einen derart fordernden Job habe, werde ich nie meinem Herzen folgen können, was mein Kind angeht, begann ich mich zu fragen, wer, um Himmelswillen, hat uns Frauen eigentlich dazu gebracht zwei Jobs auf einmal zu machen?

Kurzer Hand entschloss ich mich, meiner inneren Stimme Gehör zu schenken, meinem Bauchgefühl zu vertrauen, dass sich sowieso jedes Mal alarmierend meldete, wenn ich meinen Kleinen im Kindergarten zurück ließ, und organisierte mein Leben neu.

Mit einer guten Haushaltsrechnung, der Hilfe meines Mannes und etwas Umstrukturierung des gewohnten Alltags, gelang es mir, mich als Vollzeit-Mama zu etablieren und bis heute von dieser Entscheidung zu profitieren.

Bevor ich erläutere wie das alles finanziell möglich ist und wieso auch das Muttersein ausreichend Platz zur persönlichen Entfaltung – ganz abseits von Kindern und Haushalt – bietet, möchte ich vorerst verdeutlichen, welchen enormen Vorteil wir Erwachsene daraus ziehen, wenn wir uns anstatt an festgefahrenen Routinen, einfach mehr an den Bedürfnissen unserer Kinder orientieren.


Die eingangs erwähnten Aspekte zur Verbesserung des persönlichen Daseins, richten sich an die gegenwärtige Gesellschaft, an ihre Entscheidungsträger – an die Erwachsenen da draußen. Würden diese beobachten welchen Bedürfnissen ein Kind naturgemäß nachgeht, wenn es die geeignete Umgebung dafür vorfinden darf, dann kann schnell erkannt werden: Bewegung, Natur, work-life-Balance – ein Kind hat das längst alles drauf.

Kinder geben dir Zeit, mit ihnen den Wald zu erkunden, viel draußen zu sein. Im Sommer schwimmen zu gehen und die Enten am Teich zu füttern. Sie begeistert es ebenso, einfach im Gras zu liegen und nach Hummeln Ausschau zu halten, wie in den Wolken Tiere zu entdecken. Und wir dürfen das mit ihnen erleben. Es ist auch Eltern erlaubt, die Wiese zu genießen und ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen oder regelmäßig durch den Wald zu streifen. „Waldbaden“ ist heute ein gängiger Begriff und gehört in Japan mittlerweile zu den etablierten, ärztlichen Behandlungsmethoden.

Unsere Kinder gehen so gesehen, präventiv medizinisch, also vorsorglich in den Wald. Es scheint, sie fühlen intuitiv was ihnen gut tut und Freude bereitet. Schließen wir uns ihnen an, haben wir uns ebenso auf physischer wie auf psychische Ebene gestärkt.


Automatisch regt unser Nachwuchs auch uns zu mehr Bewegung in der frischen Luft an, solange uns allen ausreichend Zeit dafür zur Verfügung steht. Ein Spaziergang am Wochenende ist besser als nichts. Jedoch ein Alltag, in dem gemeinsame Zeit in der Natur zum „Tagesgeschäft“ gehört, macht tatsächlich einen Unterschied in unserem mentalen und körperlichen Befinden.

Als Mutter durfte ich nach und nach entdecken, dass neben meinen Kindern, vor allem ich total von diesem „neuen“ Leben profitierte. Der Bereich Bewegung, frische Luft und Naturverbundenheit lies sich ohne Termine, Organisationsaufwand und völlig kostenfrei abdecken.

Zudem verdanke ich dieser neuentdeckten Ressource auch noch, nach drei Geburten einen schlanken, straffen und vitalen Körper - ohne dabei je ein Workout gemacht oder ein Fitnesscenter von innen gesehen zu haben. Ich vermute tatsächlich, dass kaum eine andere heutige Arbeitsstelle, es erlaubt so viel gesunde Bewegung an der frischen Luft zu absolvieren, ohne dabei dem Körper durch einseitige Beanspruchung, wiederrum zu schaden.

Hier hat die Mutter, einfach indem sie auf ein grundlegendes Bedürfnis ihres Nachwuchs eingeht, enorm für sich gewonnen. Nicht viel anders sieht es mit dem Thema Ernährung aus.

Wenn man jetzt meint, man würde doch platzen, wenn man sich an den Essensvorlieben der Kleinen orientiert und dabei die Nervenzusammenbrüche vor Augen hat, die entstanden sind, weil man dem Nachwuchs mal etwas anderes als Nudeln, Pommes und Süßkram offerieren wollte, dann sollte man sich fragen, wann man begonnen hat, sich auf diesen falschen Pfad zu begeben.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, Kinder essen grundsätzlich das, was ihnen vertraut ist – was sie gewohnt sind zu essen. Dass Nudeln in unseren Breiten zum Hauptnahrungsmittel vieler Kinder geworden sind, hat vor allem damit zu tun, dass es das prädestinierte schnelle Essen ist, wenn man von den fastfood-Giganten mal absieht. Berufstätige Eltern greifen, um den Hunger ihres Kindes rasch zu stillen, zu diesen im Nu fertigen Lebensmitteln. Ich erinnere mich selbst an die Zeit, als ich gehetzt von der Arbeit heimkam und außer Nudeln, Gnocchi oder Fischstäbchen kaum was am Speiseplan stand.

Ganz anders sieht unser Mittagstisch heute aus, mal abgesehen davon, dass wir das Privileg haben unsere Malzeiten gemeinsam einzunehmen – und zwar nicht nur am Sonntag – darf ich in einer normalen Arbeitswoche gemeinsam mit meinen Kindern ernten, kochen und essen. Dabei sind wir schon kleine Experten geworden, was das Anbauen von Obst und Gemüse angeht. Wir Eltern, aber auch die Kinder, kümmern uns um die Beete, erkennen Wildkräuter und beobachten die Natur, die uns umgibt. Das frische Gemüse aus dem Garten zuzubereiten oder gleich roh zu naschen gibt uns nicht nur einen kräftigen Vitaminschub, sondern auch einen ganz anderen Zugang zu unseren Lebensmitteln. Von selbst ergibt sich daher, wieder für Mutter und Kind, eine ausgewogene, biologische Ernährung.

Sollten wir gerade nichts ernten können, haben wir Zeit gemeinsam im Hofladen unseren Einkauf zu wiegen, zu zählen, zu berechnen und sorgfältig auszuwählen – ein willkommener Lernprozess für unsere kleinen Begleiter.

Dass auf diese Weise das gemeinsame Essen zur Freude anstatt zum Desaster wird, versteht sich von selbst. Ich brauche auch nicht länger über die verbesserte Nährstoffaufnahme zu referieren, die einerseits durch die Frische der Nahrungsmittel und andererseits durch die Zeit zum Genuss der Speisen, nachweisbar ist. Woran aber vielleicht nicht gleich gedacht wird: das gesunde Kochen und das Versorgen der Familie mit nährstoffreicher Kost, verlangt doch einiges an Know-how. So kommen wir hier auf einen der vielen intellektuellen Ansprüche zu sprechen, der an die Mutter gestellt wird.

Über Jahre habe ich mich mit Nährstoffgehalten in den verschiedenen Lebensmitteln und ihren Eigenschaften für den Körper befasst, habe die Kraft der Wildkräuter entdeckt und Pflanzpläne erstellt. Es ist ein herrliches Studium, weil es Theorie und Praxis wunderbar verbindet und erlebt werden kann. Garten und Küche werden hier gleichermaßen zum Experimentieren wie zum Kreieren genutzt, und es erfüllt denjenigen mit Wertschätzung und Stolz, der der Familie mit schmackhaftem Gartengemüse eine gesunde Mahlzeit zaubert.

Übrigens gelingt das nicht nur passionierten Köchinnen, ich selbst hatte so gut wie kein Interesse am Kochen und noch weniger am Essen. Irgendetwas vom Imbiss an der Ecke war meine Nahrungsgrundlage. Die schlichte Tatsache, dass ich meinen Kindern keine Fertiggerichte servieren wollte und dass ich ausreichend Zeit hatte, um nicht schnelle Pasta servieren zu müssen, entfachte nach und nach eine Leidenschaft – nämlich die, gesunde Nahrung zuzubereiten.

Ein schöner Nebeneffekt für uns Erwachsene ergibt sich auch aus den Essenszeiten der Kinder. Ohne dass ich anfangs darauf geachtet hätte, beginne ich meinen Tag in der Früh, solange es noch ruhig ist, mit etwas Tee oder Wasser. Erst nach und nach trudeln die Kinder in der Küche ein, bis wir alle gemeinsam frühstücken ist es 8:00 oder 9:00 Uhr. Das Mittagessen wollen alle recht pünktlich – es ist unsere Hauptmahlzeit. Die Kinder snacken dann oft noch zwischendurch Rohkost oder Trockenfrüchte, aber etwa um 17:00 Uhr gibt’s dann Abendessen für alle - und das war´s dann auch. So ergibt sich vor allem für mich eine Pause der Nahrungsaufnahme von rund 16h, was – wie wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen – ein ausgezeichnetes Zeitfenster zur Darmregulierung sein soll.



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Vielleicht erkennt man mittlerweile ganz gut, dass ich als Mama - einfach weil ich mich ein bisschen an unseren Ur-Bedürfnissen orientiere - gut ernährt, wunderbar bewegt und mit Frischluft versorgt bin. Das ist doch ein Geschenk, dass sich viel mehr Frauen verdient hätten.

Schwangerschaft, Geburt, Stillen und eine 24-7-Zuständigkeit, kann an die Substanz gehen, wenn man nicht in die andere Waagschale einen Alltag ohne Terminagenda und mit ausreichend Regenerationsphasen, beispielsweise bei Waldspaziergängen oder beim Buchvorlesen legt. Bekommt man diese Balance hin, erfreuen sich Mutter und Kind zunehmender Vitalität und eines gesunden Körpergefühls.

Nun fällt aber nicht nur das leibliche Wohl in das Leistungsspektrum der Mutter, auch die „Seelsorge“ gehört zu ihren interessanten Herausforderungen. Allein das Auseinandersetzen damit, wie sich das kindliche Universum mit der Welt, in der wir heute leben, in Verbindung bringen lässt, ohne dass man einen Totalschaden verschuldet, verlangt viel Einfühlsamkeit, Beobachtungsgabe und Offenheit. Es ist ein äußert feinfühliges Handwerk. Einmal mehr wird der intellektuelle Anspruch an die Mutter gestellt, sich mit den Realitäten um sich herum auseinanderzusetzen und aus dem Leben zu lernen.

Exakt dieses Befassen führt die Mutter schließlich näher zu ihrer eigenen Mitte. Genau hier beginnt sie festgefahrene Erziehungsmuster zu durchbrechen und sich von wenig sinnvollen Systemen zu distanzieren. Die Welt manchmal durch Kinderaugen zu betrachten, eröffnet uns Erwachsenen neue Wahrnehmungsstandpunkte. Dies lässt uns mit etwas Glück und viel Bauchgefühl beispielsweise erkennen, dass Orte wie eine Kinderkrippe, für die Allerkleinsten, gesellschaftlich zwar hochgepriesen und als dringend benötigt deklariert, für die positive Entwicklung unserer Kinder, leider keinerlei Beitrag leisten können.

Es erfüllt uns Menschen unglaublich, wenn wir bemerken, dass wir im richtigen Moment Verantwortung übernommen haben, und als Elternteil das eigene Kind bestmöglich dabei unterstützen, frei und ungebrochen zu gedeihen. Es ist eine Flut der Liebe, die uns Kinder dafür schenken.

Ich bin in meinem Leben an nichts mehr gewachsen als an meinen eigenen Kindern. Der ausschlaggebende Faktor dieser Erweiterung des Bewusstseins war aber unter anderem auch die Zeit, die zur Verfügung stand, um zu reflektieren, mich zu bilden und mich immer wieder in meinen Fähigkeiten zu versuchen.

Der Tag einer Mutter beinhaltet 100 kleine Tätigkeiten und ein vielseitiges Repertoire an Dienstleistungen, die vom Taxi-Dienst übers Krankenpflegen bis hin zur Sozialhilfe reichen – man ist beinah vom Aufstehen bis zum Schlafengehen auf den Beinen und wenn die Kinder jung sind, hat man an manchen Tagen keine 5 Minuten für sich – aber die Fähigkeit unseren Kindern eine gute Mutter zu sein, ist uns ehemals in die Wiege gelegt worden und ist seit Jahrtausenden die Bestimmung vieler Frauen. Es mag sein, dass wir dieser weiblichen Intuition wieder Vertrauen schenken müssen und diese Kraft unter Trümmern erst nach und nach entfesseln – eins steht jedoch fest: sie war immer da.

Diese Möglichkeit einen jungen Menschen beim Heranwachsen zu unterstützen ist eine erfüllende und buchstäblich sehr sinnvolle Aufgabe. Es ist die wohl lohnendste Investition in die Zukunft und es wäre schön wenn auch unsere Wirtschaftsrechner einmal berücksichtigen würden, dass eine Person, die in einem stabilen, gesunden und liebevollen Umfeld groß geworden ist, weniger Kosten im Sozialsystem verursacht. Daher könnte es sich auszahlen, die horrenden Summen, die in unser Kinderbetreuungssystem gepumpt werden, mit dem „the money goes with the child“-Prinzip aufzuschlüsseln – und Müttern, die ihre Berufung wahrnehmen, dieses Honorar zum Wohle einer besseren Gesellschaft, zukommen zu lassen.

Man kann sich ja einmal selbst ehrlich fragen, ob wir dieser Praktik, der wir hier in den „entwickelten Ländern“ seit ein paar Jahrzehnten folgen, reinen Herzens zustimmen können. Wir geben hier das eigene Kind weg von uns, in die Hände einer fremden Person, die nichts weiter als einen Zettel in den Händen hält, der bestätigt, dass sie gewisse thorethische Prüfungen sehr gut oder nur genügend lösen konnte. Jahrtausende lang war es die Mutter, die sich in einzigartiger Liebe und Verbundenheit ihrem Nachwuchs annahm.

Wenn nun erkannt werden kann, dass sich die Tätigkeit einer Mutter, als richtiger Allrounder entpuppt, weil sie Erfüllung, Lebenserfahrung und Vitalität gleichermaßen steigern, ist das ein wertvoller und vielleicht neuer Gesichtspunkt.

Dennoch irritieren Stimmen in der Gesellschaft, die die Frau eigentlich als Vollarbeitskraft in der Wirtschaft einsetzen wollen. Diese Vertreter meinen, Kinder bekommen macht man, wenn es schon unbedingt sein muss, nebenbei. Jedenfalls aber gibt die Mutter, so schnell wie irgend möglich, ihr Kind in Massenbetreuungseinrichtungen um wieder als Objekt am Arbeitsmarkt gehandelt werden zu können. Hätte diese Propaganda rein wirtschaftliche Motivation, wäre im Sinne der Nachhaltigkeit leicht zu belegen, dass Kinder, die zu wenig Mutterliebe bekamen, dem Staat über kurz oder lang mehr Kosten verursachen, weil sie psychisch labiler, körperlich anfälliger und somit keine stabile Arbeitskraft sind, was Kosten im Sozial- und Gesundheitswesen verursacht.

Wichtig ist daher, dass man sich nicht über die vermeintliche Emanzipation als Frau in die Irre führen lässt. Menschlich ist es, jedem Lebewesen, ob Frau oder Mann, die jeweilige Wertschätzung zuzusprechen und die Fähigkeiten aller zu würdigen.

Der Frau über die letzten Jahrzehnte einzuhämmern, sie sei nur „Jemand“ wenn sie einer Karriere, aus einem gewissen vorgegebenen Pool, nachgeht – ist niederträchtig und wahrlich frauenfeindlich. Denn wünscht sich die Frau gemäß ihrer natürlichen und menschlichen Intuition Kinder, dann heißt es plump: schön und gut, aber das musst du irgendwie nebenbei schaffen. Nun, fragen wir uns einmal ehrlich, was hat mehr Priorität verdient? Eine Werbegrafik zu designen oder einen Menschen zu erschaffen?

Jeder Mensch hatte die freie Wahl und nicht jede Frau muss Kinder bekommen. Aber all jene, die den aufrichtigen Wunsch verspüren, eine Mama zu werden, die bringen bestimmt auch alles Nötige dafür mit, eine gute Mama zu sein. Deshalb sollten sie sich für diese Phase ihres Lebens die Zeit nehmen, sich voll und ganz auf ihren Herzenswunsch einzulassen – es ist wunderbar!


Wer mir nun bis hierher folgen konnte, der wartet womöglich noch auf meinen Ansatz zur Finanzierung dieses Mama-Projektes. Nun, da wir staatlich für Kinderbetreuung nur sehr bedingt finanziert werden und auch das gegenwärtige Leben so konstituiert ist, dass es meist zwei Verdiener braucht, muss man schon ein wenig kreativ werden. Insbesondere wenn man auch einen gewissen Lebensstandard wie biologische Lebensmittel, Haus mit Garten,… erhalten will.

Mein Mann und ich haben uns also durchgerechnet, was wir unbedingt finanzieren wollen und wo wir Abstriche machen können. Ich muss zugeben, dass der häufige Erwerb von Luxusgütern, Technikprodukten (wie das neueste Smartphone,…), trendiger Kleidung, Dinge dieser Art, für uns wegfallen mussten. Unser Haus mit Garten, gesunde Lebensmittel und mittlerweile sogar eine Privatschule sind aber finanzierbar. Dazu geht mein Mann Vollzeit arbeiten. Ich war jeweils das erste Jahr Vollzeit zu Hause, da ist aber auch der staatliche Zuschuss für Kinderbetreuung in Österreich relativ hoch. Danach habe ich in der Großfamilie einen Aushilfsjob für einen Halbtag angenommen - etwa bis unser jüngstes Kind vier Jahre alt war. An diesem einen Halbtag in der Woche konnte mein Mann, der entsprechend vorausgearbeitet hatte, Zeitausgleich nehmen und übernahm die Kids.

Natürlich muss jeder entsprechend seiner individuellen Situation kreativ werden, aber wo ein Wille da ein Weg und wenn ich mich in der Nachbarschaft so umsehe, hätten viele die Möglichkeit, Kinderbetreuung zu Hause umzusetzen. Vielleicht würde sich eine Flugreise in den Sommerurlaub dann nicht mehr ausgehen, aber ich denke eine glückliche Kindheit und eine schöne Elternschaft übersteigern diesen Wert bei weitem.

Wenn es mir gelungen ist, zu vermitteln, wie sehr wir auf den verschiedensten Ebenen profitieren können, wenn wir uns für eine aktive Elternschaft entscheiden, dann bleibt womöglich nur mehr die Frage nach der Zukunftsperspektive offen, die vielen damit droht den Anschluss zu verpassen.

Da man als Mutter enorm mit und an seinen Kindern wächst, habe ich in vielen Fällen beobachtet, dass man sich selbst ganz woanders hin entwickelt. Ich selbst komme aus dem Bereich der Umweltanalytik und habe mittlerweile einige Fortbildungen im Bereich der Pädagogik gemacht und in Schulen unterstützt. Aktuell arbeite ich meine beiden Halbtage vorwiegend im Bereich der Lehrlingsbildung und bin dabei ein Buch für Mütter zu veröffentlichen.

Das heißt, das Leben bleibt nicht stehen, es wandelt sich, neue Gebiete eröffnen sich und das darf man auch auf sich zukommen lassen. Will man irgendwann dennoch in seine ursprüngliche Tätigkeit zurück, wird man auch Wege finden und die nötigen Fortbildungen dafür absolvieren.

Ganz persönlich, auch wenn ich viele neue Gebiete für mich entdeckt habe, finde ich es mittlerweile am sinnvollsten die eigenen Kinder auch zu Hause lernen und entdecken zu lassen. Ich denke, dass Schule wie wir sie heute kennen, ein Ablaufdatum hat. Sie trägt nicht zu einer glücklichen Gesellschaft bei, weder für Kinder noch für Eltern.

Was aber sehr wohl dazu beiträgt, ist der soziale Kontakt, auch von Kind zu Kind. Es mag sein, und das sehe ich bei meinen eigenen drei Sprösslingen, dass manche mehr und manche weniger soziale Kontakte brauchen, aber insbesondere das Spielen und der Austausch mit anderen, ist uns Menschen wohl angeboren. Auch uns Müttern, übrigens.

Natürlich steht nirgends geschrieben und es entspricht auch nicht unserer ursprünglichen Lebensweise, dass sozialer Kontakt unter mehr oder weniger gleichaltrigen Kindern, ohne Mama im Background stattfinden muss. Im Gegenteil eine Nachbarschaft in der Kinder von Garten zu Garten wandern, wobei Mütter im Hintergrund ihren eigenen Tätigkeiten nachgehen, aber da sind, wenn sie gebraucht werden, ist wohl die schönste und gesündeste Art und Weise, wie ein Kind gedeihen kann. Das ist der „Garten in dem Kinder spielen“ – der Kindergarten der neuen Generation.

Wie erwähnt gehen auch meine beiden älteren Söhne, im Moment noch zur Schule. Was daran liegt, dass kaum ein gleichaltriges Kind in der Siedlung vor 15:00 Uhr aus der Nachmittagsbetreuung entlassen wird, und daher vor 16:00 selten Kinder in den Gärten zu finden sind. Dass es oft bis in die Abendstunden dabei bleibt, dafür sorgen Hausaufgaben, das Smartphone oder die üblichen Spielkonsolen.

Ich freu mich auf die erste Mutter in meiner Nachbarschaft, die auch erkennen darf, dass sobald sie sich für ihr Kind zeitnehmen kann, all diese Dinge überflüssig werden. Und Kinder mit etwas Übung – wenn sie es schon verlernt haben – immer noch reale Aktivitäten der Game-Welt vorziehen.

Die ganze Thematik rund um Smartphones und Co. hat nur derartig Kraft bekommen, weil wir uns gezwungen fühlten, diese Dinge als Babysitter einzusetzen – das ist nicht länger nötig, wir dürfen uns jetzt Zeit für unsere Kinder nehmen. Ich weiß, von außen sieht es so aus, als hätten manche Eltern Zombies herangezogen, aber das scheint nur so, weil sie ihre Arbeit zur Begleitung der Kinder an ein Computerspiel abgegeben haben.

Gerade in der derzeitigen Lage, wo Eltern mancherorts ihr Kind daheim in Quarantäne haben und die Nerven scheinbar blank liegen, bekommen wir Gelegenheit uns zu unserem eigenen Wohl und dem des Kindes, neu zu orientieren und unsere Berufung als Eltern anzutreten. Eltern werden selbst die härtesten Fälle knacken, wenn sie ihr Kind nur einmal zu ein paar gemeinsamen Stunden im Wald überreden. Kinder sind üblicherweise regenerierfähiger als wir Erwachsene und sie haben eine Sache noch weit weniger untergraben, als viele von uns Großen – den unbändigen Drang nach Liebe.

Wenn ein Kind merkt, dass es ehrlich geliebt und geachtet wird – dann wird es wie von Zauberhand in diese Richtung gehen.

Je mehr Mütter wir werden, die dieser ursprünglichen Intuition folgen, desto mehr gesteigertes Wohlbefinden wird sich unter den Frauen breit machen und umso besser können wir uns gegenseitig unterstützen. Wenn ein paar Mütter in meiner Nachbarschaft mitziehen, wird meine Tochter und ihre besten Freundinnen nicht die Schule besuchen, sondern von ihren Müttern, ihren Vätern, ihren Geschwistern und anderen Familien im Ort lernen. Und zwar direkt im Leben, entsprechend ihrer eigenen Bedürfnisse und Interessen. So stell ich mir die Zukunft einer glücklicheren Menschheit vor.

Frage dich selbst – wer wird wohl kreativere Lösungen für all unsere Problematiken finden – der glückliche oder der dressierte Mensch?


Ich wünsche Euch viel Freude damit - sich im Mutter-Sein zu entdecken und schließlich zu finden-

Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich sage: es ist mit der wertvollste Beitrag, den ihr für diese Menschheit im Moment leisten könnt. Es ist schon großartig, dass auf diese Weise euer eigenes Leben erheblich lebenswerter sein kann, aber jede Mutter ist auch wesentlich daran beteiligt, durch ihr Kind die Gesellschaft neu zu formen – und jeder Mensch zieht Kreise in seinem Umfeld.

Lass die Kreise deiner Familie einen positiven Einfluss in dieser Welt haben – es ist zu schön, um es zu verabsäumen.

Danke für Deine Stärke!


P.S.: Manchmal werde ich gefragt, warum eigentlich Mütter? – Können das Ganze nicht auch Väter. Nun, manche können das vielleicht. Und natürlich ist es besonders schön, wenn wir als Familie sowieso vereint sind, wie auf einem Bauernhof beispielsweise.

Aber insgesamt denke ich, die Natur wird sich bei der Verteilung der Fähigkeiten schon etwas gedacht haben. Naja, und da Väter weder gebären noch stillen können, wird der nahe Kontakt zwischen Mutter und Kind, insbesondere in den ersten paar Lebensjahren wohl seinen Sinn haben, meinst du nicht?

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