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Von Anfang an bist du wunderbar

  • Isabel
  • 10. Feb. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Aug. 2024


Wenn Babys schreien, wenn sie uns den letzten Schlaf abverlangen, insbesondere wenn sie uns um unsere Selbstbestimmung

ree

im Leben bringen – scheinen die obigen Worte weit fern der Realität zu sein und dennoch liegt es an einem selbst die Wahrheit darin zu entdecken.

Gut erinnere ich mich an die ersten Wochen als frischgebackene Mutter. Als mein drei Wochen alter Sohn, jedes Mal zu weinen begann, wenn ich ihn von meinen ohnehin schon wundgenuckelten Brustwarzen zu trennen versuchte. Damals dachte ich so bei mir: „Also, wenn ich könnte würde ich dieses Baby zurück schicken, wo es hergekommen ist.“ Ich war wirklich an meinen Grenzen, als 24 Jahre alte Studentin war ich es nicht gewöhnt dauernd Wäschebergen hinterher zu arbeiten. Ich kam nicht einmal damit zurecht mir täglich mehrmals am Tag ausreichend Essen zuzubereiten. Ich stand mit ungewaschenen Haaren, einem riesen Hunger, leerem Kühlschrank vor einem Berg gelbbraun gefleckter Babybodies und wusste nicht, wie ich es fertig bringen sollte dieses Kind nur mal für 5 Minuten wegzulegen. Es war wirklich ein Desaster. Ich habe mich ganz bestimmt in meinem Leben nie auswegloser gefühlt. Ein Glück, dass mein ältester Sohn auch jetzt noch die Dinge viel gelassener nimmt als ich. Für seine Toleranz mit mir, als unerfahrene Mama, bin ich ihm wirklich dankbar.

Was also daran ist nun wunderbar, mal abgesehen von den Momenten der tiefen Liebe, die einen berührt, wenn man den kleinen Erdenbürger, während er schläft oder lächelt, ansieht.

Wunderbar ist das Wesen des Babys, wenn es Ruhe und Raum zum einfachen Dasein hat, weil seine Mutter dafür sorgt, dass seine Welt in Ordnung ist.

Ein schönes Beispiel dafür war die Ankunft meiner Tochter. Während mein ältester Sohn an seinem zweiten Lebenstag, nach einer Spitalsgeburt und einer vollen Geburtenstation, umringt von Schwestern, Ärzten, läutenden Handys, Besucherwellen, erst in unserer kleinen Stadtwohnung etwas mehr Ruhe fand, erblickte unsere Tochter Elena das Licht der Welt im Schlafzimmer unseres Einfamilienhauses (es gab viel Platz, einige Pflanzen und nur wenig Möbel), in völliger Ruhe, bei gedimmten Licht.


Schon das machte einen totalen Unterschied, Elena lag von Anfang an stets nahe bei mir. In dem Bett, in dem ich die Nacht zuvor noch mit Elena IM Bauch verbrachte, wurde sie geboren, und dort lag sie nun AM Bauch und ruhte sich von der Geburt aus. Es war ein Ort völliger Ruhe, viel Besuch war von mir noch nicht erlaubt und meine großen Kinder und mein Mann begrüßten sie sanft, aber ließen uns beiden die Ruhe, die wir brauchten.

Als mittlerweile erfahrene Mutter und Hausfrau, hatte ich auch unseren Alltag bestens organisiert. Abgesehen von einer vollen Vorratskammer, einem Kochplan für meinen Mann, gab es eine Haushaltshilfe für die ersten 10 Tage. Ich wusste jetzt genau was nötig war, um einen fünf Personen Haushalt am Laufen zu halten. Und weil alles organisiert war, konnte ich mich nur meinem Baby und der Regeneration meines Körpers widmen. In den ersten Tagen verließen Elena und ich tatsächlich kaum das Bett. Die Hebamme war begeistert über meine überdurchschnittlich schnelle und gute Rückbildung der Gebärmutter. Die Kinderärztin musste die Waage ein zweites Mal einschalten, weil sie ihren Augen nicht traute, als Elena bereits mit vier Wochen stolze 2 kg zugenommen hatte und meinte, dass sie wohl ein sehr zufriedenes Baby sein muss. Das war sie - Elena war ein so entspanntes Baby, dass ungelogen nicht nur Tage, sondern tatsächlich Wochen ohne schreien vergingen.


Was ich damit veranschaulichen will ist, dass nicht unbedingt das Kind ein geborenes „Schreikind“ oder ein ewiges „Schlafkind“ ist, sondern, dass die es umgebende Welt sehr oft ein ausschlaggebender Faktor ist, wenn es um das Befinden des Kindes geht.

Jedes meiner drei Kinder hat selbstverständlich Charakterzüge, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten – und natürlich ist dieses Naturell von Beginn an zu bemerken. Das trifft allerdings nicht unmittelbar Aussage über die Zufriedenheit des Babys. Ob ein Kind nun einen sehr energievollen oder eher ruhigen Charakter hat, es kann von Beginn an glücklich in dieser Welt aufgehoben sein oder heftig dagegen protestieren – und ich denke da sind wir Eltern gefragt.

Dass ich als Mutter von drei Kindern einen Startvorteil habe, ist auch klar. Ein gewisses Know-how und manchmal auch die nötige Gelassenheit ergeben sich einfach automatisch. Aber ein wesentlicher Teil dieser Erfahrungen liegt in Dingen, die auch jede Erstmama umsetzen kann, wenn sie nur wüsste, dass die Tatsach,e dass sie ihre Zeit dem Kind schenkt, weit wichtiger als die Ergonomie des Kinderwagens ist. Und diese Zeit frei zu machen bedarf in der heutigen Gesellschaft wirklich taffer Organisation – das betone ich mit Nachdruck.

Gelingt es einer Familie jedoch diese Umgebung herzustellen, erwartet sie tatsächlich das wohl größte Wunder auf Erden. Speziell die ersten Tage sind nicht nur für Mutter und Kind, sondern auch für den Rest der Familie (Vater, Geschwister) wie Magie, die Realität findet. Der Liebe und dem Band, das der neuangekommene Mensch um seine ganze Umgebung spannt, wohnt eine Kraft inne, die ihresgleichen sucht. Es ist eine Art tiefes Wohlgefühl gepaart mit einer Form von Ur-Zusammengehörigkeit, die in ihrer Intensität von nichts übertroffen werden kann.

Es muss wohl das sein, was Gott oder die Evolution vorgesehen haben, um Familien zusammen zu halten und sie zu veranlassen Kindern ihre Liebe zu schenken. Diese Urkraft hat durchdringende Stärke und kann auch noch unter den größten Widrigkeiten wahrgenommen werden.

Und natürlich spürte ich diese unbändige Liebe bereits damals bei meinem ersten Sohn und auch wenn die Umstände damals turbulenter waren, sie waren nichts im Vergleich zu anderen Schicksalen – und selbst dort hört man nicht selten von den Wundern, die die Ankunft des Babys mit sich bringen.

Aber es geht eben auch in die andere Richtung, man kann dieses ungemeine Wohlgefühl auch potenzieren und für sich, seine Familie und allen voran den neuen Erdenbürger, eine strahlende Umgebung schaffen, in der diese reine Liebe ausreichend Raum und Zeit hat sich auszubreiten und ihren magischen Bogen über jedes Familienmitglied spannen wird. Und das ist eine sehr schöne und sehr wertvolle Erfahrung, die wie ein Geschenk des Himmels, jedem zur Verfügung steht, der bereit ist ihr Platz zu machen.



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